DIE BEDEUTUNG DES MIKROBIOMS IN DER BEHANDLUNG DER DEPRESSION

Eine Depression kann auch körperliche Folgen nach sich ziehen – unter anderem im Bereich der Darmflora. Studien weisen darauf hin, dass das Mikrobiom im Darm bei depressiven Menschen im Vergleich mit psychisch gesunden Menschen deutliche Unterschiede zeigt. Was das für die Behandlung der Depression bedeutet und welchen Einfluss Präbiotika haben können, erklärt Ernährungsberaterin Fabrina Eugster.

Fabrina Eugster ist Ernährungsberaterin BSc auf den Stationen Landhaus, ViaNova und Viva der Privatklinik Aadorf.

Das Mikrobiom ist ein Überbegriff für die Mikroorganismen, die auf dem oder im Körper von Menschen leben. Wenn man vom Mikrobiom spricht, geht es häufig um das Darmmikrobiom (Darmflora), da der Darm die höchste Anzahl an Bakterien, Viren und Pilzen beherbergt. Diese Mikroorganismen werden unter anderem durch die Ernährung geprägt und entwickeln sich im Lauf des Lebens weiter.

Im Idealfall leben die im Darm ansässigen Mikroorganismen mit unserem Körper in Symbiose. Wir stellen ihnen ein Zuhause zur Verfügung und füttern sie. Im Gegenzug erledigen die kleinen Helferlein für uns wertvolle Funktionen wie die Unterstützung von Verdauungsprozessen, die Versorgung mit Vitaminen, die Unterstützung des Immunsystems oder die Pflege der Darmbarriere.

Das zweite Gehirn
Die Zusammenhänge des Mikrobioms mit unserem Körper sind noch nicht vollständig geklärt. Erwiesen ist aber, dass die Mikroorganismen in engem Austausch mit unserem Nervensystem stehen. Da nach dem Gehirn im Darm die meisten Neuronen liegen, nennt man den Darm inklusive Mikrobiom auch das «zweite Gehirn». Dabei ist die Verbindung vom Darm zum Nervensystem keine Einbahnstrasse; die beiden Systeme beeinflussen sich gegenseitig.

Die Darmflora kann durch die Ernährung, aber auch durch Medikamente und Erkrankungen verändert und geschädigt werden. Eine geschädigte Darmflora kann ihre Aufgaben für den Organismus nicht mehr in vollem Masse erfüllen, was zum Auftreten von Erkrankungen führen kann. Neben körperlichen Erkrankungen wie Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall sind dabei auch psychische Symptome möglich.

Umgekehrt kann auch eine psychische Erkrankung wie eine Depression zu einem angepassten Essverhalten oder einer veränderten Lebensmittelauswahl führen und so die Darmflora negativ beeinflussen. Unterschiedliche Studien haben gezeigt, dass das Mikrobiom bei depressiven Menschen im Vergleich mit psychisch gesunden Menschen verändert ist. Man vermutet bei den depressiven Probandinnen und Probanden eine höhere Anzahl an entzündungsfördernden Bakterien.

Was Probiotika bewirken
Parallel zum Mikrobiom und dem Zusammenhang einer Depression existieren zahlreiche Studien zum Einfluss der Ernährung auf das Mikrobiom. Da ist es naheliegend, dass die Gabe von Probiotika, also zugesetzten, lebenden Darmbakterien in Form von Kapseln oder Pulver, untersucht wird. Bei den entsprechenden Studien wurden einzelne Bakterienstämme oder Kombinationen wie Lactobacillen und Bifidobakterien im Kontext der Depression getestet. Beide zeigten einen positiven Einfluss auf Symptome der Depression. Neben einem Beitrag zum Wohlbefinden im Verdauungstrakt reduzierten die kleinen Helfer bei den Probanden den Cortisolspiegel im Urin und erhöhten zugleich die Konzentration von Gamma-Aminobuttersäure, einem Neurotransmitter, der die Linderung der Depression unterstützt. Somit schadet es nicht, regelmässig zuckerarme Joghurts, fermentierte Produkte wie Kefir, Sauerkraut, Tempeh oder Buttermilch zu sich zu nehmen.

Neben der Anreicherung von günstigen Mikroorganismen gibt es Nachweise, dass bestimmte Nährstoffe und Ernährungsformen wie die mediterrane oder nahrungsfaserreiche Ernährung auf den Heilungsprozess von depressiven Menschen eine positive Wirkung haben können. Ein Augenmerk sollte dabei auch auf das Vitamin D3, die B-Vitamine sowie Omega-3-Fettsäuren gelegt werden.

Abgesehen von Ernährungsformen und spezifischen Nährstoffen liegt das Interesse der Wissenschaft in Bezug auf depressive Menschen auch auf Gewürzen wie Safran und Kurkuma. In höheren Mengen zeigten diese Gewürze eine Linderung der Depressionssymptome.

Ganzheitlicher Blick
Die Vielzahl an Tier- und Menschenstudien in Zusammenhang mit dem Mikrobiom weisen auf dessen bedeutsamen Einfluss auf unser System hin. Daher empfiehlt es sich, bei der Therapie von Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen neben der genetischen Prädisposition, Umweltfaktoren und dem biologischen System auch die Ernährung und das Mikrobiom genauer zu untersuchen.

Die Patientinnen und Patienten der Privatklinik Aadorf werden bei Bedarf auch dabei unterstützt, ihre Ernährungsgewohnheiten zu überdenken. Sie werden darin beraten, wie ihre Ernährung so optimiert werden kann, dass sie zu den Therapiezielen passt. Und gegebenenfalls kann auch eine unterstützende Therapie mit Probiotika erfolgen.

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