DIE BEHANDLUNG VON ESSSTÖRUNGEN IST IMMER INDIVIDUELL.
Tina B. und Corinne A. sind Patientinnen der Station Oase der Privatklinik Aadorf, die auf die Behandlung von Frauen mit Essstörungen spezialisiert ist. In ihren Geschichten wie auch in ihren Therapiekonzepten gibt es viele Gemeinsamkeiten, aber auch zahlreiche Unterschiede.
Zwar gibt es bei Essstörungen im Wesentlichen drei Hauptformen der Erkrankung – Anorexie, Bulimie und Binge-Eating- Störung – sowie Neben- und Mischformen. Doch Rahmenbedingungen, auslösende und aufrechterhaltende Faktoren sowie Persönlichkeit und Bedürfnisse sind bei allen Betroffenen zutiefst individuell. Entsprechend spezifisch müssen auch Behandlungsansätze und Therapiebausteine konzipiert sein.
Tina B. hat zum Ende ihrer Teenagerzeit eine Essstörung entwickelt. Seit rund einem Jahr leidet sie an Anorexie. Dass längst nicht alle Patientinnen auf Spezialstationen für Menschen mit Essstörungen junge Frauen sein müssen, zeigt das Beispiel von Corinne A. Mit gut 50 Jahren ist sie ein eher untypische Patientin. Obwohl sich an dieser Stelle die Frage stellt, ob es die «typische Patientin» überhaupt gibt.
Entstehung und Auslöser
Am Anfang stand bei Tina B. der Wunsch, ein wenig abzunehmen. Doch wie so oft spielten viele verschiedene Faktoren eineRolle bei der Entstehung ihrer Essstörungen. «Ich befand mich damals in einer psychisch ziemlich labilen Lage», erklärt die junge Frau. Auch die stark präsenten Schönheitsideale in den sozialen Medien sowie der unrealistische Fitness-Lifestyle hätten zweifellos einen Einfluss gehabt, glaubt Tina B.
Deutlich anders sieht die Krankheitsgeschichte von Corinne A. aus. «Das ganze Leben lang gab es bei mir immer wieder Phasen mit einem ausgeprägten Gewichtsverlust», erinnert sie sich. Auslöser waren oftmals schwierige Ereignisse. «Einmal war es die Trennung einer langjährigen Partnerschaft, dann wieder die erfolglose Suche nach einer Arbeitsstelle.» Auch die Corona-Pandemie hatte einen massgeblichen Einfluss auf ihre Essstörungen. «In der Corona-Zeit habe ich sehr stark unter Einsamkeit gelitten», sagt Corinne A. «Deshalb hat auch mein Appetit deutlich abgenommen.»
Verstärkt durch die Pandemie-Situation kam es bei Corinne A. zudem zur Entwicklung von Depressionen, die sich in zusätzlichen Symptomen zeigten. «Ich bekundete soziale Probleme und zog mich immer mehr zurück. Ausserdem litt ich unter Schlafstörungen, Verdauungsschwierigkeiten und Kreislaufproblemen.»
Stationärer Aufenthalt
Dass sie Hilfe in Anspruch nehmen sollte, stellte Tina B. vor allem in Alltagssituationen fest. «Beim Einkaufen oder im Restaurant merkte ich, dass ich unter starkem Druck stand. Ausserdem blieb die Monatsblutung aus.»
Sowohl bei Tina B. als auch bei Corinne A. handelt es sich beim Aufenthalt in der Privatklinik Aadorf um die erste stationäre Behandlung. Die Motivation entwickelte sich dabei unterschiedlich. «Mein Umfeld hat mir einen stationären Aufenthalt empfohlen», erklärt Corinne A. «Zudem haben meine Eltern einen TV-Film zum Thema Essstörungen gesehen.»
Bei Tina B. waren es eher die vielschichtigen Angebote, die den Ausschlag für eine stationäre Behandlung gaben. «Im Vergleich zu verschiedenen ambulanten Therapien bietet einstationärer Aufenthalt viel umfangreichere Therapiemöglichkeiten.»
Therapiebausteine
Ein wertvoller Aspekt der grossen Auswahl an Therapiebausteinen ist die Möglichkeit, das Therapieprogramm exakt an die Bedürfnisse der jeweiligen Person anpassen zu können. Gewisse Elemente sind bei der Behandlung von Menschen mit Essstörungen stets essenziell, darunter zum Beispiel die Ernährungsberatung, die auch in den Therapieprogrammen von Tina B. und Corinne A. einen wichtigen Bestandteil darstellt. Auch die Bewegungstherapie im Einzelsetting sowie Achtsamkeitsübungen sind bei beiden Frauen im Therapiekonzept enthalten.
Während Tina B. neben den erwähnten Therapiemodulen zudem die Beziehungsgestaltung als besonders effektiv erachtet, sieht das Therapieprogramm von Corinne A. unter anderem die Atemtherapie und kreatives Arbeiten vor. «Wertvoll ist für mich neben der Ernährungsberatung zudem die psychoedukative Gruppe», ergänzt sie.
Perspektiven schaffen
Ein stationärer Aufenthalt in einer Spezialklinik für Essstörungen bringt einen weiteren Vorteil mit sich: den wertvollen Austausch mit Menschen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden. «Man fühlt sich verstanden», beschreibt Tina B. das Miteinander auf der Station Oase. Das Verständnis füreinander sei gross, bestätigt auch Corinne A. «Ausserdem ist die Gruppendynamik harmonisch, respektvoll und wertschätzend.»
Wie beurteilen die beiden Frauen den Nutzen ihres Aufenthalts? In Bezug auf private und berufliche Situationen zeige die Behandlung die erwünschte Wirkung, ist Tina B. überzeugt. Auch Corinne A. konnte stark vom Aufenthalt profitieren, auch wenn sie mit gemischten Gefühlen in die Zukunft blickt, unter anderem, weil ihre Wohnsituation noch nicht abschliessend geklärt ist.
So wenig, wie es bei Essstörungen die «typische Patientin» oder den «typischen Patienten» gibt, so wenig existiert auch eine «typische Behandlung». Eine stationäre Psychotherapie ist immer individuell, denn nur so kann sie die Betroffenen effektiv erreichen und eine Besserung der Symptomatik bewirken. Im Rahmen eines massgeschneiderten Therapiekonzepts und mit der Unterstützung von spezialisierten Therapeut:innen lassen sich auch schwere und lang andauernde Essstörungen mit gutem Erfolg behandeln.
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Die Privatklinik Aadorf ist spezialisiert auf die Behandlung aller Essstörungen: Anorexia nervosa (Magersucht), Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht), Binge-Eating-Störung sowie atypische Essstörungen und Orthorexie. Die Klinik kann Patientinnen und Patienten ab einem Alter von 16 Jahren aufnehmen.
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